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I want you, Babe (Catch me 2) (German Edition) Page 4


  »Mom! Ich trage bei 30 Grad keine Socken!« Und auch nicht in Berkeley, aber da konnte ich mit meiner Mutter Stunden drüber diskutieren.

  Ich hörte Mom laut auflachen. »Ich vergesse immer wieder, dass du Semesterferien hast.«

  Seufzend schüttelte ich den Kopf.

  Ich runzelte die Stirn. Mein Handy zeigte Courtney Jones an, die im selben Philosophiekurs war wie ich.

  »Hey, Courtney«, begrüßte ich sie, leicht verwirrt über ihren Anruf.

  »Stimmt es?«, fuhr sie mich aufgeregt an.

  »Was?«

  »Na, das mit Nick O'Donnell, du Nudel!« Sie schnaubte, als wäre ich die mit der lockeren Schraube in der Birne.

  Ich runzelte die Stirn. Dass eine fast unbekannte Studentin von mir Informationen über Nick wissen wollte, irritierte mich nur noch mehr und machte mich ehrlich gesagt auch ziemlich nervös. Was hatte dieser Schwachkopf über mich erzählt?

  »Sorry, Courtney. Ich weiß nicht, was du meinst. Nick und ich haben uns vor ein paar Wochen getroffen und ...«

  »Ach, du Scheiße! Es stimmt!«, rief sie laut aus.

  »Was stimmt?«

  »Du bist mit Nick O'Donnell zusammen!«

  Großer Scheiß! Was zum Teufel dachte dieser Mistkerl sich eigentlich?

  »Ich glaube, du missverstehst da was«, versuchte ich die Situation noch zu retten.

  »Was gibt es denn da misszuverstehen? Lisa rief Julia an, die mit Gillian geredet hat, die wiederum hatte mit Winter gesprochen, und der sagt, Nick sagt, ihr wärt euch nähergekommen und seid jetzt ein Paar.«

  Ich versuchte ihr wirklich zu folgen, aber das Problem war bei all den Weibern, die mehr Nagellackfarbe im Unterricht schnüffelten als gut für sie waren, dass sie halt für so einen Scheiß wie Tratsch lebten. Wir atmeten Sauerstoff ein, die anderen Tratsch. Und das hier war gerade eine mega Schlagzeile:

  Footballspieler datet Pummelchen

  »Oder willst du etwa sagen, dass Nick sich das nur ausgedacht hat? Ihr seid gar nicht zusammen?« Sie schnaubte. »Träum weiter. Wir reden hier von Nick O'Donnell. Ihr hattet Sex, und er will irgendwie mehr von dir. Steh dazu, Jill. Auch wenn Amber alles andere als gut darauf zu sprechen sein wird.«

  Ich seufzte. Amber ... Natürlich. Ich hatte vorhin eine SMS von ihr bekommen, dass sie erst eine Woche später zur Uni käme. Ihre Schwester brauchte sie mal wieder. Auch wenn ich kein Fan davon war und ich der Meinung war, dass jemand anderes auf ihre autistische Schwester aufpassen sollte, verstand ich sie und fand es auch gerade wunderbar, dass sie diesen ganzen Kram nicht mitbekam. Amber hielt nicht viel von Handy und Co. Sie würde nicht erfahren, was Nick hier herumerzählte. Fürs Erste zumindest.

  »Wir hatten keinen Sex!«, stellte ich klar.

  »Wie?« Jetzt horchte Courtney auf.

  »Er konnte nicht«, stellte ich klar. Dann grinste ich. Er dachte, er würde das hier unter Kontrolle haben? Oh, Nick. Wie naiv von dir!

  »Er konnte nicht?« Ihre Stimme war schrill und laut.

  »Ja, also ... er hat das Problem wohl schon länger«, beschwichtige ich meine Aussage und machte es natürlich damit noch schlimmer. Sie sollte nur wissen, dass es ganz sicher nicht an mir gelegen hatte. »Aber behalte das bitte für dich. Ich habe ihm versprochen, mit ihm zum Arzt zu gehen. Es ist, denke ich, nichts Ernstes. Er hat halt viel Stress gehabt, wegen Tanya und dem ganzen Kram.«

  »Ja, natürlich«, flüsterte sie und ich bekam mein Lächeln kaum noch in den Griff.

  »Ich danke dir, Courtney. Wir sehen uns dann nächste Woche.«

  Sie verabschiedete sich und ich war höchst zufrieden mit mir selbst. Wobei die Wut über Nicks Aktion nicht so schnell verrauchen konnte.

  »Dieser Mistkerl!«

  »Was ist mit deinen Schlüpfern?«, rief Mom mir wieder zu.

  »Ruf noch lauter Mom, die Nachbarn haben es noch nicht mitbekommen«, rief ich ihr aufgebracht zu.

  Nick

  »Lauft schon«, brüllte Winter den Jungs zu, während ich meine halbe Wasserflasche durstig leer trank.

  Ich hatte es vermisst, auf dem Feld zu stehen, und doch musste ich zugeben, dass mir das Schwitzen nicht gefehlt hatte. Ich machte gerade eine Pause, weil das B-Team dabei war, zu zeigen, warum sie das B-Team waren. Laut Winter war deren Spielzug nur noch zum Heulen.

  »Sieh dir den Linebacker an«, seufzte er und Blake brummte zustimmend. Er stand neben ihm. Ein schmerzvolles Stöhnen kam vom Spielfeld. Ich sah nicht hin, Winter gab auch so seinen Unmut von sich. »Und das war mal die Defense gewesen. Scheiße, sind die Jungs schlecht.«

  »Mach es erst mal besser«, grinste ich und zog mir meinen Helm wieder auf.

  Winter drehte sich zu mir und nahm die Herausforderung an, das sah man an seinem selbstsicheren Grinsen.

  »Ihr macht gar nichts. Das ist unser letztes Jahr. Ihr verletzt euch ganz sicher nicht, weil wir uns untereinander irgendwas beweisen wollen«, mischte Blake sich ein und spielte mal wieder die gute Seele des Teams. Aber das war sein Job. Er war der Captain. Auch Blake zog sich wieder den Helm auf. »Außerdem nutzt Nick sein Hirn, während du nur mit den Muskeln arbeitest. Er würde dich platt machen, bevor du es begreifst.«

  »Was?«, schrie Winter völlig entsetzt. Ich grinste und schlug ihm auf den Helm. Er wollte mich abwehren, erreichte meinen Arm aber nicht mehr.

  Wir drei wohnten jetzt schon 'ne Weile zusammen, den Sommer über hatten wir aber getrennt verbracht. Da Winter erst in der Nacht wiedergekommen war, und Blake den Abend zuvor Frauenbesuch gehabt hatte, konnten wir noch nicht wirklich über unsere Sommer reden. Deswegen fragte Blake mich auch nicht wegen Jill. Die anderen stellten auch keine Fragen, weil wir heute vor dem Unterricht trainierten. Die Fragen würden kommen, aber darauf war ich vorbereitet.

  »LOS! Macht euch bereit!«, rief der Coach und gab den Anpfiff, damit wir wirklich alle mitbekamen, dass es jetzt wieder so weit war.

  Jason war der Letzte, der zu uns rübergelaufen kam. Er hatte mit irgendwelchen Weibern am Zaun gequatscht.

  Wir stellten uns an die Bande, weil der Coach uns triezen wollte. Indem er uns 10 Meilen in voller Montur laufen ließ, wollte er sehen, wer sich auch im Sommer fit gehalten hatte.

  Winter stöhnte auf, ich lachte in mich hinein. Er war so im Arsch. Er wusste es. Wir wussten es alle.

  »Sind wir auch endlich da, McCoy?«, fuhr der Coach Jason an. Dieser hob beschwichtigend die Hände und stellte sich zu uns.

  »Ich musste einfach hören, was die Damen mir zu sagen haben, Sir«, antwortete Jason dann auch noch ziemlich belustigt.

  »Du legst es auf Ärger an«, seufzte ich und hoffte, der Coach würde nicht noch mehr ...

  »Und weil McCoy so ein netter Gentleman ist, zwei Extrarunden für alle!«, antwortete der Coach süffisant. Alle im Team stöhnten genervt auf.

  »Oh, mein Freund, du hast den Ärger. Ich ganz sicher nicht«, sprach Jason mich plötzlich an. Unter seinem Helm konnte ich sein breites Grinsen praktisch vor meinem inneren Auge sehen.

  »Und was soll das jetzt heißen?«

  Ich sah ihn an, er jedoch konzentrierte sich auf den Weg, der beim nächsten Pfiff auf uns wartete.

  Der Pfiff erklang, bevor ich eine Antwort bekam, also liefen wir alle los. Da der Lauf am Ende höllisch werden würde, bewegten wir uns alle in einem gemäßigten Tempo.

  »Du willst mich doch verarschen!«, brüllte einer aus dem Team. Der Nächste folgte sofort.

  »Never!«

  Einer lachte sich halbtot, bevor er fast über seine eigenen Füße stolperte.

  »Oh, Scheiße, warum hast du mir das nicht gesagt?« Winter lief plötzlich neben mir. »Ich hätte dir helfen können. Immerhin bin ich mit ein paar Apothekern befreundet.« Wir beendeten gleich die erste Runde.

  »Sollte mich diese Frage beunruhigen?«, fragte ich ihn.

  Er schnaubte. »Alter, ich bin deine letzte Hoffnung.« Dann wurde er schneller und lief weiter. »Ich bewundere dich, ehrlich. Ich hätte mir längst eine Kugel in den Kopf geschossen, wenn mein bester Freund keine Pussys mehr wollen würde. Aber du nimmst das locker. Impotenz macht dich stark.« Dann machte e
r ein Peace-Zeichen mit seiner Hand und lief weiter.

  Ich wurde langsamer, weil ich Winters Worte erst mal sacken lassen musste. Was zum Teufel hatte er mir da gerade vorgeworfen?

  Ich blinzelte rüber zum Zaun. Die Mädels standen immer noch da. Eine schöner als die andere und sie tuschelten. Sie tuschelten über mich. Normalerweise war das nichts Neues, wir Footballspieler wurden angehimmelt. Aber dieses Getuschel hatte nichts Bewundernswertes an sich. Sie lachten über mich!

  Meine Beine gehorchten mir nicht mehr, ich stolperte und flog mit voller Wucht auf den Boden. Auf den Boden der Tatsachen!

  Jemand hatte Scheiße erzählt. Bullshit. Dinge, die nicht stimmten!

  Und während der Coach mich zusammenschiss und mir einige Extraeinheiten aufbrummte, war mir klar, wer das getan hatte. Oh, nicht doch!

  Schweißnass betrat ich die Kabine. Die anderen Idioten waren alle schon geduscht und beobachteten mich. Ich versuchte, die Blicke alle zu ignorieren.

  Wenn Jill wirklich das getan hatte, was ich vermutete, dann war sie so gut wie tot.

  Ich riss meinen Spind auf und griff nach meinem Duschgel.

  »Alter«, begann Blake mich anzusprechen.

  »Lass es!«, bat ich ihn wütend, damit er gar nicht erst damit anfing. Dann riss ich mir meine Schoner und das Trikot vom Leib.

  Warum zum Teufel hatte ich diese bescheuerte Idee gehabt, Jill als meine Freundin auszugeben? Der Sex mit ihr würde diese Scheiße, in die sie mich gebracht hatte, niemals wieder wettmachen. Aber gut, was hatte ich erwartet? Wir hatten nie wirklich ausgemacht, dass sie bei der Sache dabei war. Und was hatte ich mir dabei gedacht? Ich kannte sie kein Stück, und nur weil ich sie beobachtet hatte, hieß das ja noch lang nicht, dass da etwas zwischen uns war. Okay, jetzt versuche ich mich echt nur noch herauszureden.

  Ich dachte, sie hätte etwas an sich ... was genau hätte ich vielleicht noch herausfinden können, aber jetzt? Jill hatte herumerzählt, dass ich keinen mehr ‚hochbekommen' konnte. Ich!

  »Hier«, sagte Winter und drückte mir eine Visitenkarte in die Hand.

  »Und was soll ich damit?«

  »Der beste und vor allem verschwiegenste Apotheker in der Stadt, ich kann's bezeugen«, erklärte Winter, und wäre Blake nicht gewesen, der mich zurückgehalten hätte, dann wäre Winter jetzt nur noch ein Haufen Brei.

  »Komm mal wieder runter, Alter. Was soll denn deine süße Jill denken«, lachte Winter und fand sich wohl besonders witzig.

  Blake erstarrte, ich lief wieder zu meinem Spind.

  »Jill?« Blake stellte sich direkt neben mich, um mich zu mustern.

  Als ich Jill diese Idee vorschlug, hatte ich nicht an Blake gedacht. Da er jetzt vor mir stand, war Blakes Reaktion darauf genau die, die ich erwartet hatte. Ein Wunder, dass er noch nicht vorher davon erfahren hatte.

  »Wir daten«, war meine sachliche Antwort. Warum log ich immer noch? Warum?

  Offensichtlich war das Extratraining doch zu viel gewesen.

  »Wir alle kennen nur eine Jill«, antwortete Blake mir mit seinem üblichen Akzent in der Stimme. Er kam aus Texas und verhielt sich meistens auch so. Erst draufschlagen, dann Fragen stellen.

  »Ich kenne keine Jill«, behauptete Winter und packte seine Tasche voll.

  Ich verdrehte die Augen und griff nach meinem Handtuch, aber Blake blieb immer noch vor mir stehen. Mit einem mordsmäßig wütenden Gesichtsausdruck. Ich erwiderte ihn genauso genervt. Es war mucksmäuschenstill in der Kabine, weil alle uns anstarrten.

  »Krieg dich wieder ein, Michaels«, stellte ich klar. Wir waren fast gleich groß, und vermutlich war ich neben Winter der Einzige hier, der sich jemals mit Blake anlegen würde. Aber ich würde es tun. Für eine erfundene Freundin ... was für ein Schwachsinn!

  »Dein Problem mit Amber war nie mein Problem«, stellte ich klar und gab nur die Wahrheit von mir. Wenn Blake Theater mit ihr hatte, hielten wir uns alle meistens raus. Natürlich musste Winter immer wieder mal 'nen Spruch schieben, aber das gehörte einfach zu ihm. Dadurch, dass ich mit Amber einige gemeinsame Seminare hatte, verstanden wir uns gut. Warum sollte ich das ändern?

  Lange musterte er mich. »Ihr seid zusammen?«

  Ich zuckte mit der Schulter, weil ich vor Blake irgendwie nicht so richtig lügen wollte. Ein »Ja« wäre einfach schlimmer gewesen als ein Schulterzucken. Man konnte sich auch gewisse Lügen schönreden. Funktioniert wunderbar.

  »Na ja«, seufzte Blake und schien sich wieder zu entspannen. »Schlimmer als bei Tanya oder bei Winters Ex kann es nicht mehr werden, oder?« Er grinste, weil er eh nicht glaubte, dass Jill lange Thema war. Daran war ich selbst schuld, immerhin hatte ich nach Tanya unmissverständlich klargemacht, keine Lust auf Frauen zu haben.

  »Ach, kommt schon, wir wollten nie wieder darüber reden!«, mischte sich Winter ein, der sich gerade einen Proteinriegel in den Mund schob. Die anderen Teamkollegen machten auch bereits wieder mit ihren Dingen weiter.

  »Du wolltest nie wieder drüber reden. Wir tun es«, grinste Blake und griff nach seiner Tasche. Dann sah er mich wieder an. »Wer hat den Scheiß mit der Impotenz herumerzählt?«

  Ich war erleichtert. Es war ein guter Anfang, wenn Blake mir schon mal den Scheiß nicht zutraute.

  Ich schloss meinen Spind. »Ich kümmere mich drum.«

  Ein halbe Stunde später begann ich damit, meine ach so tolle feste Freundin zu suchen.

  »Was los?«, fragte Winter mich, den ich im Flur von Gebäude eins traf.

  »Nichts«, murmelte ich und lief weiter, um endlich Jill zu finden. Wo befand sie sich verdammt noch mal?

  »Ach komm, du bist doch nicht wegen dieser ganzen Impotenz-Geschichte sauer, oder?«, grinste mein Mitbewohner und konnte mich gleich zehn Mal mehr am Arsch lecken.

  »Sieh mal einer an, wen haben wir denn da?«, fragte Dave spöttisch, der mit zwei weiteren vom Schwimmteam auf uns zugelaufen kam. Die hatten mir gerade noch gefehlt.

  Die Flure wurden langsam leerer, die Seminare begannen. Wunderbar. Ich hatte keine Ahnung, ob Jill in der ersten Stunde einen Kurs hatte, sie war nicht zu finden, und jetzt kam mir ausgerechnet dieses Arschloch Dave in die Quere.

  Wir standen uns direkt gegenüber und hielten wie immer nichts voneinander. Der gesamte Campus wusste, dass wir uns nicht riechen konnten. Und die meisten Leute tuschelten sich die Münder wund, warum das so war.

  »Hast du mir irgendwas zu sagen, Dave? Dann sprich es aus. Wir hören dir gerne alle zu«, erklärte ich ihm mit ruhiger Stimme. Zu ruhiger Stimme, das wusste auch Dave, der mich abwartend anschaute.

  »Hab gehört, du hast dir schon wieder ein neues Mädchen besorgt. Wir dürfen hoffen, dass das diesmal ohne die Cops klappt? Wobei das das kleinere Problem ist, was?« Seine Jungs lachten, nachdem er einen provokanten Blick auf meinen Schritt machte. Auch er wusste Bescheid.

  Dave wirkte zufrieden mit sich. Ich wiederum stand kurz davor, ihn daran zu erinnern, warum er derjenige war, der im Wasser paddeln durfte, und ich verdammt noch mal Nationalsport betrieb.

  Ich trat einen Schritt vor. Dave zog sich nicht zurück, sein Kiefer mahlte nur. Mutiger Junge!

  Jetzt trennten uns nur noch wenige Zentimeter.

  »Du solltest ganz genau überlegen, was du über mein Mädchen erzählst, Dave. Wir wissen beide, dass unsere Coachs keine Prügeleien zwischen uns sehen wollen, aber wenn du es darauf anlegst, mach ich dich platt. Hast du das verstanden?«

  Dave antwortete nicht, er wirkte nur ziemlich angefressen. Dennoch kam die Drohung an, und Dave war Idiot genug, um sich zusammenzureißen. Seine Sportkarriere war dem Wichser heilig.

  Ich ging los, als einer von Daves Leuten rief.

  »Wenn dein Mädchen mal einen echten Kerl braucht, dann ...« Ich hörte auf einmal einen Schmerzenslaut und sah nur noch, wie der Kerl auf dem Boden lag.

  »Er ist einfach gestolpert. Diese Meerjungfrauen können einfach nicht laufen«, behauptete Winter und ging dann mit mir weiter. Kopfschüttelnd grinste ich und dankte Winter im Stillen.

  Jill

  Ich war eine emanzipierte attraktive junge Studentin, die nichtsahnend den ersten Unitag in ihr
em Senior-Jahr genoss. Wer konnte mir schon dumm kommen? Ich lief mit Amber Jenkins seit drei Jahren über diesen Campus. Wenn ich nur annähernd so viel Courage wie sie besitzen würde, dann ...

  Ach, verdammte Hühnerkacke! Was zum Teufel machte ich mir hier vor?

  Ich hatte mir meine Haare zu einem Zopf gebunden und trug diesen unter meinem Käppi. Dabei hielt ich meinen Kopf gesenkt, damit man mich nicht erkannte. Natürlich war das eine völlig bescheuerte Idee. Das wurde mir klar, als mich Matthew aus unserem gemeinsamen Nachhilfekurs begrüßte, und Eva, Sam, Jones und ... ach Mist, Plan Nummer 64 musste her. Die Uni schmeißen und als Au-pair irgendwo leben, oder aber Nummer 66 durchziehen, Nick O'Donnell loswerden. Nur kostete so ein Auftragskiller auch etwas und die Kohle besaß ich ganz einfach nicht.

  »Sieh einer an!«

  »Verflucht«, murmelte ich. Kelly hatte mich kurz vor Gebäude eins abgefangen. Wenige Meter von meinem ersten Seminarraum entfernt. Ich hätte es fast geschafft ...

  Räuspernd hob ich den Kopf und sah sie unschuldig an. Kelly Sanders war auf der Highschool kopftechnisch zurückgeblieben. Sie dachte immer noch, dass viel Make-up »schön« aussah, und zu viel Parfum gut für die Nase war. Nur fürs Protokoll: Dem war nicht so.

  »Kelly«, begrüßte ich sie gespielt fröhlich.

  Sie musterte mich intensiv in ihrer Cheerleaderuniform. Jeder verfluchte Idiot auf dem Campus wusste, dass das Cheerleaderteam nur zweimal die Woche trainierte, und zwar mittwochs und donnerstags. Wir hatten Montag.

  Aber da wären wir wieder bei meiner Vermutung, dass Kelly vergessen hatte, dass wir uns verdammt noch mal nicht mehr auf der Highschool befanden und vor allem sie, die reiche Erbin eines sehr großen Batzen Geldes, nichts mehr beweisen musste. Sah ihr Hintern knackig in diesem Rock aus? Oh ja, und jeder Kerl mit mindestens drei Kreditkarten in der Hosentasche kannte diesen auch bereits! Kamen ihre Brüste zur Geltung? Ja, Mensch!

  Und doch reichte es diesem Miststück nicht. Sie musste ständig ihren Senf zu allem geben! Und deswegen stand sie auch jetzt hier.